Datenaustausch ist der Schlüssel

Die durchschnittliche Wartezeit an den Rampen habe sich deutlich verkürzt. Zu diesem Ergebnis kam unlängst eine Studie des Beratungshauses SCI Verkehr. Obwohl keines der befragten Transport- und Logistikunternehmen Wartezeiten von mehr als zwei Stunden berichteten, gaben doch fast noch die Hälfte von ihnen Leerzeiten bis zu 1,5 Stunden vor Ladungsbeginn an. Damit bleiben die Rampen nach wie vor die Flaschenhälse der Logistik. Diese Zeitverluste auf den ersten bzw. letzten Kilometern addieren sich zu den ehedem schmerzhaften verkehrsbedingten Verzögerungen und gehen nicht nur zu Lasten der Transportqualität, sondern auch ins Geld.

 

Der Druck steigt unvermindert

Bevor eine Ware vom Absender zum Empfänger gelangt, muss sie durch eine Menge Hände. Zugleich wird eine nahezu ebenso große Anzahl von Prozessen innerhalb dieser Wertschöpfungskette angestoßen. In jedem einzelnen werden Daten generiert und mit Hilfe intelligenter Software und Applikationen weiterverarbeitet. Auf diese Weise werden die einzelnen Teilprozesse immer schneller und effektiver. Das müssen sie auch. Denn bei weiterhin steigenden Transportvolumina, erhöht sich zugleich der Kostendruck, dem die Unternehmen der Transport- und Logistikbranche ausgesetzt sind. Zudem wächst auch der gesellschaftliche Druck, umweltfreundlicher zu agieren. Doch das große Potenzial für mehr Effizienz und Nachhaltigkeit liegt möglicherweise nicht mehr länger nur in der Optimierung der Teilgewerke, sondern im Austausch der Daten unter allen Teilnehmern im Gesamtprozess.

 

Viele professionelle Insellösungen

Mithilfe moderner Software werden heute Hafenanlagen und Lager verwaltet, deren Waren- und Materialflüsse kontrolliert sowie die Vorgänge auf den Betriebshöfen gesteuert. Dank professioneller Flottenmanagementlösungen wie VDO FleetVisor oder TIS-Web® werden Lkw-Flotten optimal disponiert, gesetzliche Vorgaben eingehalten, Verstöße vermieden und die Sicherheit der Fahrzeuge, der Waren und des Straßenverkehrs gemeinhin kontinuierlich verbessert. Auch Programme für die Koordination von Lade- und Entladevorgängen an den Rampen gibt es allenthalben. Alle diese Programme fungieren als wirksame, aber doch mehr oder weniger singuläre Insellösungen. Dabei könnte die Vernetzung aller Teilsysteme über intelligente Schnittstellen oder der Zugang aller Prozessteilnehmer zu Warendaten ein Weg sein, die Logistikprozesse effizienter und letztlich auch nachhaltiger zu gestalten.

 

Informationstransparenz durch Datenaustausch

Denn wenn Informationen beispielsweise zur aktuellen Position der Fahrzeuge, zu Ladungsinhalten, Gewichten, Füllmengen, etc. auf verschiedenen Stufen der Logistikkette gemeinsam genutzt werden, würde dies nicht nur die Vorhersagbarkeit des Wareneingangs vereinfachen und die Handhabung von Versanddokumenten erleichtern, sondern generell die Qualität der einzelnen Dienstleistungen verbessern. Heute ist der Informationsaustausch überwiegend dürftig bzw. erfolgt mit teilweise großem Zeitversatz. „So werden Lieferscheininformationen des Verladers zum Beispiel oft nur einmal am Tag an den Spediteur übertragen, wodurch auf dem Hof stehende Wechselbrücken stundenlang nicht entladen werden können oder Sendungsdaten manuell (vor)erfasst werden müssen“,  beklagt Rainer Hoppe, geschäftsführender Gesellschafter der A’PARI Consulting GmbH. „Es bestehen zahlreiche System- und Medienbrüche, die Folge davon sind manuelle Doppelarbeiten und zum Teil nicht effiziente Abläufe“, erläutert Hoppe. Noch weiter reichen Ansätze, die sich nicht nur auf die bloße Weitergabe von Daten zwischen direkten Prozess-Nachbarn entlang einer Prozessabfolge beschränken. Würden grundsätzlich alle Informationen gleichzeitig bereitgestellt und geteilt, beispielsweise durch die Ausstattung der Waren und Verpackungen ab Werk mit entsprechenden Sensoren, wäre eine durchgängige Transparenz gegeben. Permanent aktualisierte Echtzeitdaten lieferten den direkten Prozessbeteiligten wichtige Informationen für ihr jeweiliges Gewerk. Auch indirekt Beteiligte wie Kontrollbehörden, Polizei oder Versicherungen könnten am Datenaustausch partizipieren. Mit solchen Modellen könnten Wartezeiten an den Rampen, der oft zitierte „Flaschenhals der Logistik“, bald der Vergangenheit angehören. Denn intelligente Flottenmanagementprogramme wie TIS-Web® Motion würden permanent mit den Abfertigungssystemen an den Laderampen kommunizieren. Entsprechende Algorithmen berechneten auf Basis der Echtzeitdaten zur Ankunft, welches Tor anzufahren ist und sorgten zugleich dafür, dass Gabelstapler und Personal bereitstünden. Auch Gefahrentransporte könnten noch besser überwacht werden und Versicherungen wären imstande, günstigere Adhoc-Policen anzubieten. Ein solches Datennetz böte eine flexible und interoperable Infrastruktur für den gesamten Datenaustausch im Bereich Transport und Logistik. Auf dieser Basis wären die eigentlichen Quantensprünge in Richtung Effizienz, Nachhaltigkeit und Sicherheit zu erwarten.

 

Gemeinsame Anstrengungen gefragt

Die Digitalisierung durch neue Technologien und Lösungen rund um das Thema Big Data wird Ladungs- und Verkehrsströme vermutlich entscheidend verändern und den Weg für neue Geschäftsmodelle ebnen. Weil aber gerade mehrere Dienstleistungsbereiche und damit auch unterschiedliche Unternehmen in den Gesamtprozess involviert sind, steht nicht zu erwarten, dass ein einzelner Akteur in die entsprechende Lösung bzw. die Killer-Applikation investiert. VDO weist mit seinen intelligenten Schnittstellen TIS-Web Connect und TIS-Web Extract zum Austausch und zur Verarbeitung von Daten aus den digitalen Tachographen schon in die richtige Richtung. Dennoch dürfte es einer gemeinschaftlichen Initiative bedürfen, um den Durchbruch zu erzielen. Genau dazu hat sich mittlerweile das Digital Transportation & Logistic Forum (DTLF) gegründet. Das DTLF ist eine Expertengruppe, die Vertreter der EU-Mitgliedstaaten und Interessengruppen aus Transport- und Logistikgemeinschaften zusammenbringt, um eine gemeinsame Vision und einen Fahrplan für die Digitalisierung von Transport und Logistik zu entwickeln. Das übergeordnete Ziel des DTLF ist die Verbesserung der digitalen Interoperabilität in Logistik und Güterverkehr in ganz Europa. Immerhin ein Anfang auf dem Weg zum Internet of Transport.