Fluch oder Segen? Intelligente Fahrtenschreiber besitzen seit ihrer Einführung im Jahr 2019 (und damit schon ab der 1. Version) eine eingebaute DSRC-Antenne (Dedicated Short-Range Communication), die so manche Flottenbetreiber ins Schwitzen bringt. Der Grund: Kontrolleure können darüber mittels minutengenauer Kurzstrecken-Kommunikation einen begrenzten Satz von verschlüsselten Fahrtenschreiberdaten direkt vom Tachographen abrufen – ohne das Fahrzeug anzuhalten, also quasi im Vorbeifahren. Für Flotten wirft das viele Fragen auf: Hat die Remote-Scanning-Technologie direkte Auswirkung darauf, ob mein Unternehmen weiterhin als "grün" angesehen wird? Werden sich die Kriterien für die Einstufung von Unternehmen ändern? Muss ich mir Sorgen um mein Unternehmen machen? Die klare Antwort: Nein!

Nicht Kontrolle aller Fahrzeuge – aber der richtigen

Warum die „Antennen-Kontrolle“ mittels DSRC-Funktion? Bisher liefen Verkehrskontrollen so ab: Nur eine kleine Anzahl zufällig ausgewählter Fahrzeuge wurde erfasst. Darunter waren zahlreiche, die sich an alle Vorschriften hielten, während etliche schwarze Schafe davonkamen. Die DSRC-Funktion sorgt dafür, dass mittels Remote Scanner die Verdachtsfälle gezielt herausgezogen und die Vorschrifteneinhalter nicht behelligt werden. Und dazu können die Behörden dadurch ihr Netz ausweiten und dementsprechend mehr Fahrzeuge in die Gesamtkontrolle einbeziehen, wodurch nur diejenigen angehalten werden, bei denen es konkrete Hinweise auf eine mögliche Fehlfunktion, Missbrauch oder technische Manipulation des Tachographen gibt. Davon profitieren die „grünen“ Unternehmen in Form von weniger außerplanmäßigen Stopps, verbesserter Termintreue und höherer Kosteneffizienz. Die Einhaltung der Vorschriften wird so zu einem klaren Wettbewerbsvorteil.

Konkret funktioniert eine Fernabfrage bei einem fahrenden Lkw wie folgt: Das System trifft eine Vorauswahl und markiert bestimmte Parameter, bei denen eine Abweichung von den Vorschriften vermutet wird. Mit der neuen zweiten Version des intelligenten Fahrtenschreibers steigt die Zahl der überprüften Parameter auf 25. Auch die Nichteinhaltung der täglichen und wöchentlichen Höchstlenkzeiten wird berücksichtigt. Alle EU-Mitgliedstaaten haben spätestens 2024 auf das DSRC-Fernabfrageprotokoll umgestellt.

 

Höhere ERRU-Punktzahl durch Fernabfrage?

Hat die Möglichkeit, Fahrzeuge aus der Ferne zu überprüfen, Auswirkungen auf die Einstufung meines Unternehmens im Europäischen Register for Road Transport Undertakings (ERRU)? Die Antwort lautet: ja – und nein. Zuerst die gute Nachricht: Grundsätzlich können Verstöße nach wie vor nur dann geahndet werden, wenn sie bei einer Verkehrskontrolle eindeutig festgestellt wurden. Keine Flotte wird aufgrund eines bloßen Verdachts bestraft. Und nun die schlechte Nachricht: Wenn ein Unternehmen generell Probleme beim Einhalten der Vorschriften hat und bereits viele Strafpunkte für verschiedene Verstöße gesammelt hat, dann ist es für den ERRU-Gesamtwert nicht gerade förderlich, wenn mehr nachlässige Fahrerinnen und Fahrer durch den Remote Scanner auffallen, da dies die Zuverlässigkeit des Unternehmens in Frage stellt. Was sich nicht ändert, sind die die grundlegenden Regeln, wie viele Strafpunkte für welche Kategorie von Verstößen vergeben werden und wie die individuelle ERRU-Grenze einer Flotte bestimmt wird.

 

Vertrauenswürdige Tachographendaten für bessere Compliance

Darum gilt besonders für international tätige Unternehmen jetzt und in Zukunft: Die Überwachung der Zahl der begangenen Verstöße ist unerlässlich, auch wenn sie mit der Anzahl der Fahrzeuge, die eine Flotte in den Mitgliedsstaaten betreibt, immer aufwändiger wird. Mit den verlässlichen Daten des intelligenten Tachographen der zweiten Version können Flottenmanagerinnen und -manager aus der Not eine Tugend machen. Wir bieten zum Beispiel in der Flotten- und Tachographen-Managementplattform VDO Fleet ein Zusatzmodul an, das mit nur zwei Klicks einen umfassenden Überblick über die aktuelle Verstoß- und Gefährdungssituation einer Flotte gibt – sowohl auf Flotten- als auch auf Fahrerebene. Und das über verschiedene Zeiträume hinweg.

Diese VDO Fleet Scorecards (ERRU) bieten den perfekten Überblick. Denn sie verwenden immer den aktuellsten Daten-Upload der letzten 52 Wochen und listen standardmäßig die zehn häufigsten Verstöße der Flotte auf. So wird augenscheinlich, welche Anpassungen vorgenommen werden müssen, um Verstöße zu reduzieren, oder ob ein erhöhter Schulungsbedarf besteht. Darüber hinaus zeigen individuelle Fahrer-Scorecards, welche Fahrerinnen und Fahrer für bestimmte Aufgaben besser geeignet sind als andere.

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